Über die Wirkung von Musik

Wie wirkt Musik auf unser Verhalten und Empfinden? Hiermit möchten wir Sie einladen, mit uns auf eine musikalische Fantasiereise zu gehen.

Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich eine romantische Piazza im sonnigen Italien vor. Der attraktive Kellner serviert Ihnen einen cremigen Cappuccino, Kinder lachen, zwei greise Herren beobachten auf ihre Gehstöcke gestützt die Szene. Welche Musik hören Sie? Natürlich! Eine italienische Weise mit Mandolinen erklingt, ein italienisches Lied versetzt Sie in Urlaubsstimmung. Mit dieser Reise können Sie die Wirkung der Musik auf Ihre Emotionen gleich ausprobieren. Dasselbe Bild, die gleiche Szene funktioniert mit Heavy Metal bei Weitem nicht so gut. Sie können das Experiment mit beliebigen Melodien fortsetzen und werden feststellen: Edvard Griegs Morgenstimmung löst andere Gefühle aus als die Titelmelodie von Der Weiße Hai.

Filmmusik – der Schlüssel zum Erfolg

Der Weiße Hai bringt uns schon zu unserem nächsten emotionalen Musikversuch. Stellen Sie sich die spannenden Szenen nicht mit der bekannten Oscar-prämierten Filmmusik von John Williams vor, sondern mit dem fröhlichen Beatles-Sound von Yellow Submarine. Spüren Sie die Angst noch genauso stark in Ihren Körper kriechen? Das gleiche gilt für den Westernklassiker Spiel mir das Lied vom Tod, das das Fernsehpublikum mit Song True der New-Romantic-Band Spandau Ballet eher ins Schmunzeln als in Spannung versetzen würde.

Die Musik ist einer der wichtigsten Bestandteile von Filmen. Sie schafft eine Atmosphäre, die die Handlung unterstreicht, transportiert das Grundgefühl des Films – Spannung, Romantik, Spaß, etc. und untermalt Bilder ohne Worte.

Die Magie von Disney-Filmen

Alan Menken ist achtfacher Oscar-Gewinner. Kaum jemand kennt sein Gesicht, doch die Musik des Filmkomponisten ist weltberühmt. Er schrieb unter anderem die Lieder für Arielle, Aladdin oder Die Schöne und das Biest. In einem Interview mit ABC News verriet er, dass Disney zuerst die Komponisten der Filmmusik ins Studio holt und ausgehend von der Handlung die Musikrichtung, den Musikstil festlegt, der sie begleiten soll. Oft orientiert sich dann das Bild, die Animation sogar an den Songs. Gerade Disney-Filme leben vom Zauber der Musik und auch hier gilt: die Magie wäre zerstört, wenn plötzlich das rockige Born Tob Be Wild statt Lass jetzt los! aus dem Mund der Eiskönigin ertönen würde.

Mehr Umsatz dank richtiger Musik

Das Wissen um die emotionale Komponente von Musik setzt auch die Werbung effizient ein. Kaum ein Geschäft kommt ohne Hintergrundmusik aus. Diese wird nicht zufällig abgespielt, sondern bewusst gewählt, um Kunden zum Kauf von teureren Artikeln oder zum längeren Verweilen zu animieren.

Untersuchungen zeigten, dass Kunden bei lauter und flotter Musik im Laden schneller zu einer Kaufentscheidung kommen, während sie bei langsamer mehr Geld ausgeben. In Vinotheken hört man häufig klassische Musik, die die Besucher nicht unbedingt zum Kauf von mehr, sondern von teureren Weinen verleitet.

Klassische Musik hört man in letzter Zeit auch öfter auf Bahnhöfen. Die Verantwortlichen wollen mit ihr nicht die Reisenden beglücken, sondern setzen sie gezielt ein, um unerwünschte Gruppen, die sich lange am Bahnhof aufhalten, zu vertreiben.

Gut hören, damit Musik funktioniert

Die psychologischen Einsatzbereiche von Musik sind schier endlos. Doch Musik erreicht ihre Wirkung nur dann, wenn eine Grundvoraussetzung gegeben ist: gutes Hörvermögen. Wir genießen Musik nur dann in vollen Zügen, wenn wir auch alle Nuancen, alle Frequenzen, von hoch bis tief, hören können. Hören mit nur einem Ohr bewirkt ein völlig anderes Klangerlebnis durch den Wegfall des räumlichen Hörens. Eine Hörminderung beeinflusst die Wahrnehmung der Dynamik, des Rhythmus. Für Musikliebhaber ist es daher wichtig, eine Hörhilfe zu verwenden, die diese Komponenten transportiert. Im Fall von Cochlea-Implantaten bedeutet das konkret, dass die Elektroden nach Möglichkeit die gesamte Länge der Cochlea abdecken sollen, um alle Tonhöhen abzubilden. Mit der Technik allein ist es jedoch nicht getan. Musikhören bedeutet Üben. Nicht nur für normalhörende Musizierende, sondern auch und vor allem für Menschen mit Hörverlust. Es gibt zahlreiche Reha-Programme, die dafür konzipiert wurden. Mit fleißigem Üben und Geduld können die meisten CI-Nutzer dann auch jene Emotionen spüren, die ein Musikstück ausdrückt.

Anm. der Redaktion: Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung eines Vortrags von MED-EL Techniker Michael Kalcher, der im Rahmen des HÖREN BEWEGT Publikumstages im Wiener Haus der Musik gehalten wurde